Ich habe mir eine Fujifilm GFX 100 II gekauft und sie jetzt erstmals richtig in Domburg getestet. Aber erst einmal der Reihe nach. Warum eigentlich Domburg? Das ist einfach beantwortet: Es war bis vor der Pandemie eine Art von Ritual, dass meine Kollegin, Nachbarin und Freundin Jennifer Braun und ich auf dem Weg waren zu etablieren. Einmal im Jahr für einen Tag nach Domburg. Kurz das Meer sehen. Sozusagen. Dabei entstanden auch immer Fotografien für meine Bildbände.
Egal ob in Farbe für „Das Leben und Sterben des BENHAMMER“ und „Paradies“ oder sogar mit Katharina für „Tage Danach“. Auch sie packten wir auf einem unserer jährlichen Ausflüge ein und ich produzierte wichtiges Bildmaterial für „Tage Danach“. Auch das Cover ist in Domburg am Strand unter der „Oase“ entstanden. Das Meer und Domburg wurden damit zu einem Sinnbild für Fernweh, Freiheit und auch ein bisschen Melancholie in meinen Fotobüchern. Warum ich noch eine andere Beziehung zu Domburg habe, erzähle ich mal in einem anderen Blogpost.
Jedenfalls waren wir seit der Pandemie nicht mehr am Meer und Jenny fand es eine gute Idee, das diese Woche endlich wieder aufleben zu lassen. Das traf sich für mich gut, denn ich habe mir erst vorletzte Woche mit der Fujifilm GFX 100 II eine neue Kamera gekauft, deren Eigenarten und Vorteile ich gerne mal in der freien Natur ausprobieren wollte. Also haben wir Nägel mit Köpfen gemacht. Mag das Sprichwort immer noch sehr, weil ich Hammer mit Nachname heiße und zwei linke Hände in allen handwerklichen Tätigkeiten habe. Haha. Aber das ist auch nur mein schlechter Humor.
Von Canon zu Fujifilm?
Meine fotografischen Grundsteine legte ich auf Canon. Ich war seitdem immer der Canon Typ und verdanke der Marke und ihrem Deutschland-Team sehr sehr viel. Bis jetzt habe ich auch immer noch auf einer Canon 5D Mark IV gearbeitet. Mein klassisches Arbeitstier. Allerdings fasste ich schon länger den Plan einen weiteren Entwicklungsstep zu nehmen. Durch die Fujifilm GA 645 und die Contax 645 entdeckte ich zuletzt analog meine Faszination für das Mittelformat. Zugegeben, alle digitalen Mittelformat Kameras in den letzten Jahren waren auch Budgetär unerreichbar und absoluter Schwachsinn für meinen fotografischen Schwerpunkt und meine Arbeit. Doch auch beim digitalen Mittelformat hat der technische Fortschritt nicht geschlafen. Gerade Fujifilm hat in den letzten Jahren viele positive Feedbacks auf ihre digitalen Mittelformate gesammelt und bietet ein unfassbares Preisleistungs-Verhältnis. Also Stand der digitale Wechsel aufs Mittelformat im nächsten Jahr auf dem Plan. Zwei Jobanfragen später, musste ich aber entscheiden. Mieten oder Entscheiden. Also habe ich entschieden und eine Kamera gekauft, die ich erst einmal bei Kollege Uwe Kraken in der Hand hatte. Die Fujifilm GFX 100 II. Und dort sind wir.
Digitales Mittelformat im Kleinbild Gehäuse
Das erste, was mächtig zu Buche schlägt, ist die kompakte Bauform. Zugegeben ich hatte die letzten 5 Jahre keine Kamera mehr mit Kameragurt um den Hals, die größer als eine Leica Q ist. Dennoch ist die Bauform der GFX 100 II beeindruckend. Der Bode ist kaum größer als die Canon 5D Mark IV und damit auch nur wenig größer als der Body einer EOS R. Was wirklich Wahnsinn ist für den Sensor mit 102 Millionen Pixel.
16 Bit Raw und eine Menge Daten kommen auf mich zu
Je mehr, desto besser. Sagen viele. Ich wollte das auch wissen und habe die Fujfiilm natürlich erstmal auf das größte RAW gestellt, was sie kann. 16 bit. Ein einziges Bild ist damit größer als ein HiRes .Tiff Export aus der Leica Q2 die ja auch schon um die 50 Millionen Pixel hat. 220 mb sind die RAWS aus der Fujifilm GFX 100 II groß und das merkt man trotz M1 Chip im Lightroom Import. Aber…
Ein wahnsinniger Dynamikumfang
Was schon in einigen Tests hervorgehoben wurde, musste ich aber jetzt erst mit eigenen Augen begreifen. Der Dynamikumfang ist der absolute Wahnsinn. Wie viel Zeichnung im Himmel ist, während man noch alle Details aus den Schatten hochziehen kann, ist einfach beeindruckend. Ich fotografiere schon immer über den Mittelfokuspunkt und hatte nie Schmerzen mit Tiefen. Aber jetzt, hab ich eine neue Welt entdeckt.
Erstes Fazit zur Fuji GFX 100 II
Der Systemwechsel wird mich noch vor die ein oder andere Herausforderung im Fujifilm Menü stellen. Auch die Laufzeit der Akkus ist nach den ersten Tagen nicht besonders überzeugend. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, es war die richtige Entscheidung und ich bin mehr als gespannt, wie sich die Kamera in den ersten Portraitsessions schlägt und ob ich endlich mit einem elektronischen Sucher in der Studiofotografie warm werde. Alle ersten digitalen Ergebnisse vom Meer erinnern mich aber schon jetzt an das, was ich am analogen Mittelformat so sehr lieben gelernt habe. Format, Dynamik. Wunderschön. Und das ohne einen riesigen Kamera-Body.
Nachtrag zur Entscheidungsfindung
Ich hab mir in letzter Zeit wirklich viele Kameras angeschaut. Die Leica SL, die EOS R auch die Hasselblad X2D. Es sind alles wunderschöne Kameras. Aber da wirklich ein neues Arbeitstier gesucht habe, hatte ich das Gefühl, dass Fujifilm im Preis-Leistungs-Verhältnis einfach am besten ist, und ich den Schritt noch einmal wage. Und ein bisschen Muskel-Memory wegen meiner Fujifilm X100 Vergangenheit habe ich ja dann doch noch.