Da bin ich also nun. Das erste Mal auf dem Nürburgring. Es hat ziemlich lange gedauert, aber der 49. Oldtimer Grand Prix sollte der erste Anlass sein, der mich zum Nürburgring verschlägt. Weder die Formel 1 noch Rock am Ring haben das bisher geschafft und eigentlich wär ich davon ausgegangen, dass es, wenn überhaupt wohl Rad am Ring sein wird, was mich auf die asphaltierte Rennstrecke bringt. Falsch gedacht.
Letztes Wochenende fand auf dem Nürburgring der inzwischen 49. Oldtimer Grand Prix vom Automobilclub von Deutschland statt. Eines der vielen Dinge, die ich an diesem Sonntag lernen durfte: Es gibt nicht nur den ADAC sondern auch den AvD.
Dröhnende Motoren und der Geruch von Öl und Benzin
Und so fand ich mich am heiligen Sonntag zwischen dröhnenden Motoren, dem Geruch von Benzin und Öl Umgebung von vielen verrückten, skurrilen und witzigen Menschen wieder, die auch an diesem Wochenende den Motorsport feierten. Eine der wenigen Sportarten, die mich bis heute relativ unberührt lässt. Was die Leistung der Sportler:innen und ihrer Teams überhaupt nicht schmälern soll, sondern vielleicht mehr in meiner überschaubaren Faszination für Automobile begründet ist. So wunderschön diese Fahrzeuge und ihre faszinierende Ingenieure auch sind. Daran sollte auch dieses Wochenende nichts ändern und ich merkte schon beim Fotografieren, dass mir ein wenig der Bezug fehlt. Für die richtigen Fragen und das richtige Verständnis.
Nichtsdestotrotz war es beeindruckend und lehrreich, mal so nah hinter die Kulissen blicken zu können, die ich bisher nur aus dem Fernsehen kannte. Beim OldTimer Grandprix mit seinem 39,00 Euro Tagesticket kann man sich nämlich erstaunlich frei über das Gelände bewegen. Sogar ins Fahrerlager und in die Boxengasse geht’s mit dem Ticket. Wege, die genutzt werden wollen und so ist es kein Wunder, dass am Ende meine Apple-Watch über 10.000 Schritte und fast 12 Kilometer Strecke zeigte.
Unzählige Kameras und große Objektive
Da ich kaum noch privat fotografiere, hielt ich es für einen guten Anlass, mal wieder die Kamera mitzunehmen und ein wenig losgelöst zu dokumentieren. Meine anfänglichen Gedanken über die richtige Kamera und die richtigen Linsen warf ich relativ schnell über Board. Die Entscheidung fiel auf meine Leica Q2 und einen ProMist-Filter. Witzig, denn mir war klar, dass ich mit den 24mm Festbrennweite ziemlich wenig an der Strecke anfangen können würde. Aber Autos auf einer Rennstrecke gehören sowieso nicht zu meinen priorisierten Motiven. Ich entschied mich also – wie so oft – für das kleine unauffällige und leichte Setup. Lange Objektive und große Kameras konnte ich mir dafür dann selbst aus nächster Nähe anschauen. Die Analogkameras blieben auch zuhause, wenn gleich ich auch die ein oder andere Analogkamera über den Tag hinweg erspähte. Was mich freudig stimmt.
Ein Weg ins historische Fahrerlager
Wer beim OldTimer Grand Prix vorbeischaut, sollte die Chance ergreifen und einen kleinen Abstecher in das historische Fahrerlager machen. Aus einer Zeit, als Rennteams noch kleiner und die Autos etwas langsamer waren. Das Fahrerlager mit seinen alten Zapfsäulen und den kleinen Garagen war mein persönliches Highlight und versprüht seinen ganz eigenen Charme. Vor lauten Motorgeräuschen ist man allerdings auch hier nicht sicher. Sonntags sind die ersten Garagen bereits verlassen, wer das Fahrerlager zur Blütezeit erleben will, sollte besser zum Beginn des Grand Prix vorbeischauen. Also Freitag oder Samstag.
Der Versuch eines Fazits
Es war ein ungewöhnlich lauter Sonntag für einen Menschen wie mich, dessen Schnittmenge mit dem Motorsport bisher bei genau 0% lag. An einem stickigen Sommertag der Großstadt gibt es aber deutlich schlechtere Ideen, als in der luftigen Eifel über den Nürburgring zu schlendern und sich historische Fahrzeuge und ein verrücktes Drumherum anzuschauen. Die Pommes auf dem Gelände ist gut, das Bit ist eiskalt und erfrischend und den ein oder anderen Espresso findet man auch auf dem Gelände. Am Faszinierendsten ist aber wohl das riesige Ausmaß einer solchen Rennveranstaltung und die Menschenmengen, die an der Realisation beteiligt sind. Was beim Fahrer oder der Fahrerin beginnt, findet sein Ende noch lange nicht bei den Mechanikern oder den LWK-Fahrern und Fahrerinnen. Die Menge an LKWs, Sprit und Reifen.
Wahrscheinlich gibt es nicht mehr viele Veranstaltungen in der Größenordnung, wo man mit einfachen Tagestickets als Normalsterblicher ohne Kontakte so einen ausführlichen und ungeschönten Blick hinter die Kulissen bekommt. Was tatsächlich immer einen Ausflug wert ist. Eine neue Leidenschaft für den Motorsport hat der Besuch in mir zwar nicht geweckt, aber ich könnte mir Vorstellen dass es nicht der letzte Besuch beim OldTimer Grand Prix gewesen ist.
Die Zukunft vor der Tür
Der Nürburgring und der OldTimer Grand Prix vereinen Nostalgie und Romantik für den Motorsport, wie sie wahrscheinlich nur echte Motorsport-Liebhaber wirklich beschreiben können. Auch wenn der Beton der Tribünen denen anderer Sportstadien ähnelt, ist es beeindruckend wie schon früh die Faszination für Sportarten in Kindesalter geprägt wird. Bei mir war es eben der Fußball oder der Radsport. Trotz dieser Romantik und Nostalgie, macht aber auch die Zukunft keinen Halt vor Institutionen. Und so schlendert man auf dem Weg vom Nürburgring zu einem der unzähligen Parkplätze unaufhaltsam an den ersten Tesla-Ladestationen vorbei. Während auf dem Gelände die Verbrenner aufheulen und der Geruch von Benzin in der Luft liegt, laden Besucher:innen ihre E-Autos vor den Toren des Rings. Ich bin der festen Überzeugung, dass der große Motorsport mit Verbrennern auch sein Zenit und den nächsten Jahrzehnten finden wird. Nostalgie und Romantik hin oder her. Dann sind es vielleicht geräuschlose E-Renner, die über den Ring schießen.
Schreibe einen Kommentar