Wie mich Fotografen auf Konzerten inzwischen selber nerven

Kürzlich war ich auf einem sehr sehr guten HipHop Konzert. Von einem Künstler, den ich selber sehr schätze. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich hätte ihm nicht angeboten Fotos zu machen als dankeschön für den Gästelistenplatz. Trotzdem stand ich am Ende ohne Kamera im Konzertpublikum.

Wer meinen Blog liest, weiß, dass ich eigentlich seit Beginn meiner Fotografie auch Konzerte dokumentiere und in den letzten Jahren sehr oft das Vertrauen von Künstlern bekam, ihre Auftritte und Touren in Bildern festzuhalten. Etwas, was mir inzwischen die Lust an der Konzertfotografie genommen hat, sind meine eigenen Kollegen. Fotografen.

Auf besagten HipHop Konzert war es besonders schlimm und hat mich tatsächlich erstmals richtig genervt. Die meisten Künstler haben inzwischen ihre eigenen Fotografen dabei oder kennen in der jeweiligen Stadt jemanden, der den Abend dokumentiert. Fair und richtig. Es befindet sich also bei fast jedem Konzert ein Fotograf in der Venue, der vom Künstler den Auftrag hat, die besten Fotos zu machen.

Zwischen den Handyfilmern aus dem Publikum gesellen sich nun aber immer mehr Hobby- und vielleicht auch Profifotografen, die ihre Chance wittern. Das Ergebnis sah ich vor ein paar Wochen im Gloria. Während der Künstler am FOH gerade die B-Stage eröffnet hatte, begannen sich ca. 5 Fotografen um das FOH zu drängeln. Man sah Fujis, Sonys und vielleicht sogar die ein oder andere Leica. Alles Kameras, die man heute meist ohne Probleme in eine Venue bekommt. Leider, wie ich jetzt sagen muss.

Denn es nervt. Mich als Konzertbesucher aber auch mich als Fotograf. Denn jetzt muss nicht mehr nur ich mich durch die Menge drängeln, sondern im schlimmstenfall haben sich bereits vor mir fünf Kollegen durchs Publikum geschlängelt. Wie zurückhaltend und vorsichtig, liegt damit nicht mehr in meiner Hand. Somit ist es durchaus verständlich, dass der ein oder andere Konzertbesucher auf uns genervt reagiert.

Dabei dürfen wir aus meiner Sicht nicht vergessen: Das Publikum ist wegen dem Künstler da. Der Künstler wegen dem Publikum. Teilweise zahlen Menschen viel Geld dafür oder müssen lange auf das ersehnte Konzert warten. Nichts ist dann nerviger, als ständig von Fotografen belagert zu werden. Die sich entweder durchdrängeln, vor dich stellen oder im schlimmsten Fall sogar ignorieren.

Denn ich rede hier nicht von Menschen, die eine Kamera auf einem Konzert dabei haben und von ihrem Platz in der Menge das ein oder andere Foto machen. Ich rede von denen, die sich durch die Venue bewegen als wäre es ihr Job, ohne dabei einen Auftrag zu haben. Die, die dann oft schon vor Konzert Ende die ersten Fotos auf ihr Handy ziehen und auf Instagram posten. In welcher Hoffnung auch immer. Euer Instagram ist nämlich das unwichtigste auf diesen Konzerten.

Allen, die ernsthaft Bock auf Konzertfotografie haben rate ich daher: Sucht Künstler und Venues raus, schreibt sie an, bietet Eure Arbeit an und besorgt Euch einen verdammten Pass. Erst dann kann man es annähernd als Job bezeichnen.

Denn so scheiße es auch klingt — ich habe nach dieser Erfahrung tatsächlich sehr wenig Bock, weiterhin einer von Euch zu sein.

Entweder müssen die Künstler und Künstlerinnen was dagegen tun, oder die Veranstalter und Veranstalterinnen. Oder wir Fotografen stellen unsere Arbeit und das eigene Ego vielleicht einfach mal wieder ein Stück weiter hinten an und besinnen uns auf das, was an diesen Abenden wirklich zählt: Menschen die Musik lieben und diese möglichst unabgelenkt genießen können sollten.


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